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Warum ein Lasten-/Pflichtenheft bei Scrum nicht vorgesehen ist.

Bei der Umsetzung von individualisierten Content-Management-Systemen (CMS), Shopsystemen, Redaktionssystemen, Communities, Apps und anderen Webanwendungen ist oft die Rede von einem Lastenheft, wo der Anforderungskatalog an ein gewünschtes Produkt festgelegt wird.

Oft können damit verschiedene Lösungsangebote anhand der eigenen Vorgaben miteinander verglichen werden. Aber nicht immer macht ein Lastenheft Sinn.

Hier kommt ein weiteres Interview von Onlinemarketing-Praxis mit mindworks. Diesmal zum Thema “Lastenheft: Anforderungen für die Webentwicklung definieren”.

In wie vielen Fällen erhalten Sie von einem Neukunden ein ordentliches Lastenheft?

Martin Stoll: Ehrlich? Sehr selten. Ich wage kaum noch, Kunden danach zu fragen. Könnte man konsequent durchgängig agile Vorgehensweisen anwenden, bräuchte man es auch nicht – Scrum kennt kein Lastenheft. Dennoch: Es kann natürlich nur präzise kalkuliert und erst recht umgesetzt werden, was klar, vollständig und widerspruchsfrei spezifiziert wurde – fachlich, wohlgemerkt. Schließlich braucht auch der Product-Owner im Scrum-Prozess einen Plan, was er in seine Epics und User-Stories schreiben soll – auch eine Art Lastenheft, nur iterativ. Ich frage daher vorsichtig nach „Anforderungsdokumenten“, nach „irgendwelchen Unterlagen, z. B. Konzepten, die beschreiben, was umgesetzt werden soll.“. Diese Unterlagen verfeinern wir dann gemeinsam mit dem Kunden durch Fragelisten, die der Kunde beantwortet und Workshops mit dem Kunden. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, Webanwendungen zu beschreiben. Ich rate zu Mockups in Form von Wireframe-Scribbles, die mit etwas Prosa angereichert werden, um Prozesse zu beschreiben, die in statischen Abbildungen nicht sichtbar werden. Soll das Projekt nach agilen Methoden umgesetzt werden, ist bei der Konzeption immer ein gewisser Abstraktionsgrad zu wahren und nur die jeweils nächsten Schritte der Umsetzung sind detailliert fachlich auszuarbeiten. Dennoch: Auch hier ist der Masterplan, wichtig – der Product-Owner muss ihn haben, Stück für Stück verfeinern und dosiert dem Team zur Umsetzung übergeben.

Und was machen Sie, wenn der Kunde dies nicht liefert und Ihnen nur am Telefon seine Vorstellungen für seinen individuellen Bedarf schildert?

Martin Stoll: Ein Telefonat reicht als Grundlage für ein Angebot in keinem Fall aus. Ich bitte in einem solchen Fall wenigstens um ein persönliches Gespräch von mindestens zwei Stunden. In diesem Gespräch löchere ich den Kunden mit vielen Fragen und beginne gleichzeitig die Anwendung grob zu skizzieren um so die wesentlichen Merkmale für meine Angebotskalkulation zu ermitteln. Mein Angebot umfasst in einem solchen Fall immer einen kostenpflichtigen, mindestens 1-tägigen Workshop mit wichtigen Stakeholdern auf Kundenseite, um die Anforderungen für die Umsetzung zu präzisieren.

Was sollte das Lastenheft mindestens beinhalten?

Martin Stoll: So individuell wie die Anforderungen, ist auch deren Beschreibung. Es gibt hier kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Dennoch gibt es natürlich ein paar Punkte, die bei der Erstellung helfen können: Fachlicher Hintergrund: In welchem Umfeld soll die Software zum Einsatz kommen? Ziele: Was soll mit dem Projekt, was soll mit der Anwendung erreicht werden? Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe: Woher kommen die Daten, was soll die Anwendung mit den Daten machen und wo landen die Ergebnisse? Rollen und Rechte: Wer soll mit der Anwendung arbeiten? In welchen Rollen und mit welchen Berechtigungen? Stakeholder: Wen betrifft das Projekt auf Kundenseite? Ich empfehle, Diagramme zu zeichnen, um Zusammenhänge darzustellen. Die beschreibende Prosa kann dadurch in der Regel schlanker ausfallen und lässt sich leichter schreiben. Dies alles sind Themen, mit denen sich auch der Product-Owner eines Scrum-Projekts auseinandersetzen muss, um seine Produktvision, die Epics und User-Stories verfassen zu können.

Erarbeiten Sie auch zusammen mit dem Kunden einen Anforderungskatalog und wenn ja, sind damit Kosten verbunden?

Martin Stoll: Ja, wir führen gerne mit Kunden Workshops durch und erstellen auf Grundlage der Erkenntnisse Anforderungskataloge. Den Aufwand hierfür rechnen wir auf Tagessatz-Basis ab. In der Regel geben wir für ein Paket aus Workshop und Erstellung des Anforderungskatalogs ein Festpreisangebot ab. Das Projekt selbst setzen wir dann so konsequent, wie es die Rahmenbedingungen zulassen nach Scrum um. Wir haben Scrum erst 2013 offiziell bei mindworks eingeführt und machen bereits gute Erfahrungen mit der Methode. Bei der Einführung haben wir uns extern von Judith Andresen beraten, schulen und coachen lassen.

Den kompletten Artikel finden Sie hier: http://www.onlinemarketing-praxis.de/webdesign-webentwicklung/lastenheft-anforderungen-fuer-die-webentwicklung-definieren

Vielen Dank an dieser Stelle an Markus Mattscheck von Onlinemarketing-Praxis.