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Softwareentwicklung: Technische Schulden

„Technische Schulden“ – oft nicht wahrgenommen, ignoriert und unterschätzt, doch daraus resultierende Folgeschäden können ein Unternehmen schnell an die Grenzen seiner finanziellen Belastbarkeit bringen.

Mitte 2015 wurde der Handel an der New Yorker Börse für zwölf Stunden ausgesetzt. Die Ursache: technische Schulden!

Am achten Juli 2015 wurden von United Airlines aus unersichtlichen Gründen mehr als dreitausend Flüge gestrichen. Der Grund, technische Schulden!

Sie sehen, man sollte die ökonomischen und wirtschaftlichen Schäden, die durch technische Schulden entstehen können nicht unterschätzen. Doch was sind technische Schulden?

Technische Schulden – die Definition

Technische Schulden bzw. technische Schuld ist in der Informatik der zusammenfassende Begriff für alle Konsequenzen, die aufgrund mangelhaft umgesetzter Software entstehen sowie Kompromisse schon zu Beginn der Entwicklung. Darunter fällt natürlich auch der Mehraufwand der betrieben werden muss, schlecht programmierte Software zu ändern bzw. deren Funktionen zu ergänzen.

h3>Wodurch können technische Schulden entstehen?

Die Ursachen für technische Schulden können vielseitig sein. Liegen aber meistens an fehlerhafter Software-Architektur oder mangelhafter technischer Infrastruktur. Zum Beispiel wurden:

Unter mangelhafter bzw. nicht vorhandener technischer Infrastruktur versteht man z. B. nicht vorhandene bzw. zu komplizierte Maßnahmen zur Datensicherung, schlecht durchgeführte Versionsverwaltung usw.

Solche und ähnliche Fehler in der Softwareprogrammierung können entstehen, wenn

Technische Schulden und ihre Auswirkung

Die Auswirkung technischer Schulden ist komplex und bezieht sich anfangs rein nur auf die Wartbarkeit eines Systems. Das heißt, technische Schulden haben direkten Einfluss auf die Weiterentwicklung und die Wartung der Software. Rein rechnerisch ist davon auszugehen, dass sich aufgrund mangelhaft programmierter Software der Aufwand für Änderungen und/oder Ergänzungen um 60 bis 100 Prozent steigt. Wirtschaftlich ist etwas anderes.

Technische Schulden aus ökonomischer Sicht

Seit Mai 2009 können alle Kosten, die innerhalb eines Unternehmens in die Entwicklung von Software flossen, als „nicht materieller Vermögensgegenstand“ in die Bilanz aufgenommen werden. Auf dem ersten Blick eine positive Entwicklung, doch gerade bei technischen Schulden kann der ökonomische Blickwinkel zur Beurteilung der Situation schnell zu einem Fehlurteil verführen. In der Betriebswirtschaft gilt nämlich die Annahme je mehr Geld in die Entwicklung investiert werden musste, desto wertvoller das System. Dadurch steigen die immateriellen Vermögensgegenstände auf der Aktivseite der Bilanz, wodurch der falsche Eindruck entsteht, dass ein hohes Anlagevermögen gegeben ist und genau das ist das Problem. Entscheider innerhalb einer Firma betrachten Investition immer aus der Sicht eines Ökonomen und nicht aus der Sicht eines Entwicklers oder eines Nutzers. Das führt dazu, dass die tatsächliche Gefährlichkeit von technischen Schulden und der damit verbundenen finanziellen Belastung unterschätzt wird, wie die zwei Beispiele am Anfang belegen. Der Auslöser für die technischen Schulden bei United Airlines war ein kleiner Router mit defekter Software. Der Ausfall der Börse war ähnlicher Natur. Die Technik fiel nach einem Update aufgrund eines Konfigurationsproblems aus.

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Ansprechpartner: Martin Stoll